09 Nov DAS BETONNETZ

Metrostation Fövám tér – Architekten: sporaarchitects – Baujahr: 2014

Öffentliche Bauvorhaben werden leider selten termingerecht fertig. Die Budapester Metrolinie 4, deren Planungen bis in die 1970-er Jahre zurückreichen, sollte nach Vertragsabschluss 2004 zwischen Stadt- und Landesregierung, die sich die Baukosten mit der EU teilen, ursprünglich 2008 dem Verkehr übergeben werden. Die Planung der Stationen begann 2005, ihre Einweihung allerdings wird wohl zehn Jahre später stattfinden. So ist der spektakulärste neue Raum der Stadt bei Erscheinen dieses Buches noch unzugänglich. Die Metro wird an dieser Stelle die Donau unterqueren, das beengte Gelände machte die Erschließung über lange Rolltreppenwege parallel zum Streckenverlauf unmöglich: Unigebäude, Straßenbahntunnel, Uferstraße und natürlich die nahe Donau führten dazu, die Abfahrt in den Untergrund parallel zum Fluss beginnen zu lassen und über eine Zwischenebene zum Bahnsteig umzuleiten. Die zwei Richtungen gaben das Parallelogramm vor, das der 30 Meter tiefe Raum ins Erdreich schneidet. Natürliches Licht einlassende Räume sind Merkmal aller zehn neuen Stationen, genauso wie die Dominanz von Sichtbeton. Am Fővám tér – sowie an der vom selben Team entworfenen Station Szent Gellért tér – wird der ungeheuer große seitliche Erddruck von in vier Ebenen liegenden Stahlbetonbalken aufgefangen, die eine wilde, mikadoartige Struktur bilden. Die Abfahrt parallel zu Donau und Straßenbahntunnel führt direkt durch das Gewirr der Riesenträger, die wie umgefallene Baumstämme wirken. Glaskörper auf Geländeniveau lassen Tageslicht bis auf die Zwischen- und Bahnsteigebene fallen. Die tollkühne Atmosphäre dieses Platzes unter der Stadt könnte dem oberirdischen Fővám tér, einer der Pester Stadttorplätze, mächtig Konkurrenz machen.

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