03 Nov DAS SCHIFF DER HÖKERINNEN
Lehel-Markthalle – Architekt: László Rajk – Baujahr: 2002
Sie ist ein Formen- und Farbenfeuerwerk. Sie ist die Außerkraftsetzung aller Regeln der Architektur. Sie ist eklektizistischer Dekonstruktivismus. Sie ist stilloser Kitsch. Sie ist ein ernstzunehmendes Abbild einer bunten Gesellschaft. Sie ist einer der umstrittensten Bauten Budapests.
Dem Architekturinteressierten sei an dieser Stelle zur Klärung des eigenen Standpunktes weniger die Schauseite zur Váci út mit ihren gelben Riesenkübeln und den daraus sprießenden Bäumen und Bambusbüschen empfohlen, sondern die Nordostecke der Markthalle, wo sie nämlich ganz nah an die Stadt heranrückt: der Beginn der Kassák Lajos utca wird hier von zwei abgeschrägten Hausecken der letzten Jahrhundertwende markiert. Der Markthallenbau meint darauf mit einer ebensolchen Geste antworten zu müssen. Über den großen Löchern der Anlieferungszufahrt und der Rampenausfahrt des Parkdecks grüßen ein paar Fenster im Stil der letzten Jahrhundertwende hinüber, doch werden sie vom Hauptmotiv des Bauwerks, den gelben Riesenkübeln, erdrückt und von schräg gemauerten Ziegelverkleidungen und schief unterteilten Fensterflächen bedrängt. Die aus der Fassade ragenden Treppenkörper laden zum Ersteigen der nur formal wichtigen Eckkuppel ein. Von hier gelangt man direkt aufs Parkdeck und erhält Ausblick auf den Bezirk, Dachbewuchs und Hallendachkonstruktion. Ob im Halleninnern der Anblick der Stahlkonstruktion oder des Obst- und Gemüseangebots erfreulicher ist, hängt vom Geschmack des Besuchers ab.
Bei DIESER Tour kommen wir an der Markthalle vorbei!